Liebe Gäste, liebe Freunde,
die Taglilie, Hemerocallis – ihr Name deutet es an: die einzelne Blüte währt nur für einen Tag. Welch gedankenlos großzügige Geste der Natur, für einen Tag eine solch grandiose Blüte hervorzubringen! Glücklicherweise bildet die Staude so viele Blüten aus, dass an vielen Tagen der Sommermonate etwas blüht…
Karl Foerster, ein überaus bedeutender deutscher Gärtner, Staudenzüchter, Gartenphilosoph und -schriftsteller (1874–1970) gab der Taglilie den Beinamen “die Blume des intelligenten Faulen“. Sie ist überaus genügsam, was den Boden angeht, und benötigt kaum Pflege. Clever gepflanzt kann man mit unterschiedlichen Arten eine Blüte von Mai bis August kultivieren. Mit diesen Eigenschaften ist die Taglilie sicherer Bestandteil seines Staudengartens, den er so konzipierte, dass er durch das Jahr hindurch ein freudvolles Bild abgibt. Foersters Vermächtnis in Form des Schaugartens und seines geschmackvollen Wohnhauses steht heute unter Denkmalschutz und ist in Potsdam zu besichtigen.
Neben der annehmlichen floristischen Eigenschaften der Taglilie macht sie jedoch auch als Nutzpflanze von sich reden – und das bereits zu Zeiten Konfuzius’! Sie stammt ursprünglich aus China und wurde dort erstmals im Buch der Lieder (10.-7. Jh. v. Chr.) schriftlich erwähnt. In China werden die unterschiedlichen Pflanzenteile aufgrund der beruhigenden Eigenschaften etwa als Schlafmittel genutzt oder als Vitaminlieferant (Blätter). Die Blüten sind dabei äußerst schmackhaft, von knackig bis zitronig. Tatsächlich sind auch Wurzeln und Blattschößlinge essbar, und die Blätter dienten zudem der Herstellung von Seilen und Schuhen.
In der Goldenen Sonne nutzen wir in diesem Menü allein die schönen Blüten. Für den ersten Gang brät Heiner Bohnet sie an und legt sie ein, wodurch sie ein Aroma entwickeln, das am ehesten an Zucchiniblüten erinnert. Ebenso mediterran sind die weiteren Komponenten des Ganges: Ochsenherztomate aus Schönenberg, Salzzitrone und Pinienkerne. Der Etna Bianco liefert dazu die sonnenverwöhnte, dennoch mineralisch-erfrischende Krönung fürs Glas.
Im weiteren Verlauf dürfen Sie sodann Steinköhler aus der Bretagne mit Senf und Honig gustieren sowie im Umamigang Zwiebeln von den hiesigen Solawi-Feldern mit Miso-Jus und Rauke. Das traumhafte Angusrind aus Waldenburg kommt lange geschmort mit Austernseitlingen und Rosmarin. Schließlich spannt den farblichen Bogen zum floralen Auftakt die Mango aus Burkina Faso, begleitet von einem Vanilleeis aus unserer Steinsfürtler Milch und gerösteten Mandeln.
Fazit: Die nächste Woche wird bei uns sommerlich und exquisit. Reservieren Sie jetzt Ihren Tisch an der Blütentafel!