Liebe Gäste, liebe Freunde,
es war wundervoll, letzte Woche so viele von Ihnen mit unserem Drei-Mal-Gans-Menü zu beglücken. Für den Hauptgang dieser Woche haben wir ein anderes, aus vielen Küchen der Welt nicht wegzudenkendes Tier gewählt. Für Helme Heine war das Schwein der perfekte Protagonist, um in lyrisch-humorvoller Weise, die Anleitung für eine pragmatische und äußerst romantische Hochzeitsfeier zu liefern. Wer „Na warte, sagte Schwarte“ nicht kennt: dies ist eine klare Leseempfehlung! Wie in unserem ersten Gang, geht es dort auch um Farben. Wir werden Ihre Sinne mit gelbem und rotem Blumenkohl wachkitzeln. Rote Bete und Kurkuma sind in diesem Fall die Färbe- und Geschmacksmeister und harmonieren orientalisch mit Joghurt vom Bretzfelder Schafhof Jauernik.
Steckrübe, Salzzitrone und Leinsaat bereiten ein passendes Milieu für den bretonischen Steinköhler. Vom Kleinboot aus gefangen, erfreut sich sein zartes Fleisch an feinen Umami-Noten und der anregend-zitronigen Säure. Dazu haben wir einen neuen Weißwein von einem relativ jungen – und bereits vielzählig prämierten – argentinischen Weingut. Die Tradition ist aber lang, dort wo sich Familie Durigutti dem Ziel verschrieben haben, alte Anbauflächen zu rekultivieren. Das Familienweingut arbeitet biologisch und möchte traditionelle Weinanbaumethoden mit neuer Technik verbinden, und tatsächlich ist der experimentelle Blanco der erste Weißwein, der auf der traditionell für Malbec genutzten Landschaft Las Compuertas angebaut wurde: Proyecto Las Compuertas Blanco de Finca ist eine Cuvée aus neunzig Prozent Marsanne und zehn Prozent Semillón, deren Trauben alle in kalten klimatischen Bedingungen auf 1050 Meter Höhe gediehen sind. Das provoziert frische Nuancen, die einen guten Ausgleich zu den reifen Noten der beiden Rebsorten von Bienenwachs und Pfirsich schaffen.
Die beiden überaus großzügigen Gäste, die Sie und uns kürzlich in den Genuss von Sanddorn gebracht haben, haben unweit davon entfernt auch Topinambur gezogen, mit denen sie uns nun erneut beglücken: Wir werden das Wurzelgemüse anrösten und dann zum schmackhaften Püree verarbeiten. Dazu kommt Kraut in seiner wohl elegantesten Form: Flowersprouts sind wunderschön, schmecken zart kohlig und bieten knackig-kräuselig eine taktile Erfahrung auf der Zunge. Schließlich steigern Zwiebeln und nussiger Herbsttrüffel den Grad an Umami auf dem Weg zum Hauptgang.
„Tout est bon dans le cochon“, reimt ein französisches Sprichwort und drückt aus: Beim Schwein kann alles verwertet und nichts muss entsorgt werden. Die Vorliebe für das rosige Säugetier teilt die deutsche mit der französischen Küche, vielleicht eher in ländlich geprägten Rezepten. In Asien findet es überall Anwendung, von aufwendigen Ramen bis zu Gerichten, die die Schwarte feiern. Wir bereiten das „beste Schweine, das wir jemals gegessen haben“ (Zitat diverser glücklicher Gäste, als wir das Fleisch zuletzt serviert haben) deswegen auch leicht asiatisch zu. Winterlicher Rosenkohl, Rettich und Miso bilden die Entourage des hochqualitativen Hohenloher Landschweins, bezogen aus dem nahegelegenen Laßbach. Beste, stressfreie Aufzucht und Biofutter garantieren einen aromatischen Geschmack, den Heiner Bohnet mit zartem Anbraten unterstreicht. Ein Clos de Gamot der Famille Jouffreau aus 2011 passt dazu vorzüglich!
Danach dürfen Sie sich noch an Orangen von der Peloponnes laben, die mit Paranüssen und Zartbitterschokolade im Dreiklang harmonieren. Mädesüß mit seinem Persipanaroma rundet das Ganze edelnd ab.
Seien Sie willkommen!