Liebe Gäste, liebe Freunde,
auch wenn wir diese Woche ein paar hochkarätige Komponenten in unserem Menu anbieten, wie etwa den bretonischen Edel-Petersfisch aus Saint Brieuc oder wertigstes Reh aus unseren Nachbarwäldern, widmen wir uns in diesem Schreiben allein der Protagonistin unseres Desserts: der Kirsche.
Kirschen sind vielleicht der Inbegriff ländlicher Sommerfreuden. Wer schwelgt nicht gerne in Kindheitserinnerungen an rot-leuchtende Ohrbehänge oder Kirschkernweitspuckwettbewerbe?
Eine Lieblingskirschenszene ist sicherlich bei Michel aus Lönneberga zu finden. Dieser soll vergorene Kirschreste auf dem Kompost entsorgen. Viel zu schade, denkt er sich, und füttert diese – völlig unbedarft natürlich – an seine Hühner, sein Schwein und schließlich sich selbst. Torkelndes Getier, das dann wie tot umfällt, ist das für Michel erschreckende, für uns erheiternde Ergebnis. Gottseidank ist Michel mit übernatürlichen Kräften gesegnet, so erweckt er seine Tiere mit bloßen Händen wieder zum Leben (nachdem diese ihren Rausch ausgeschlafen hatten) – so der herzerwärmende Ausgang der sommerlichen Eskapade.
Bei uns kommen die Kirschen – wenn auch unvergoren – als krönender Abschluss der dieswöchigen Speisenfolge. Von der idyllischen Obstwiese eines liebenswürdigen Nachbarn kommen die handgepflückten Kirschen. Heiner Bohnet wird sie in zweierlei Façon mit einem Grießflammerie servieren: als Sorbet und eingelegt. Zimt und Agastache harmonieren prächtig mit den Bittermandelaromen der Früchte. Von der Obstbrennerei Käppler haben wir übrigens einen außergewöhnlich delikaten Digestiv für Sie. Dieser Brand aus erlesenen Sauerkirschen ist so duftig und tiefgründig in der Nase und weich-fruchtig im Mund – die besondere Baumfrucht in Essenz.
Mit edlen Herren ist nicht gut Kirschen essen, sie werfen einem die Stiele in die Augen und spucken einem die Kerne ins Gesicht – so lautet in etwa ein spätmittelalterliches Sprichwort. Egal mit wem Sie nächste Woche bei uns eintreffen, mit edlen Herren, feinen Damen oder lieben Leuten: Da wir die Stiele und Kerne selbstverständlich entfernt haben, gehen Sie kein Risiko ein und können sich entspannt zurücklehnen und genießen.